Philosophisches
Sehr Weise
Absicht Tun Sinn
1) „Gibt es auch nur ein bisschen richtig oder falsch, ist der Geist in Wirrnis verloren. Lässt man sich nicht auf Stufen ein, gibt es kein gründliches Suchen.“
(Zit. Yamanda Koun Roshi)
2) Kooperation: „Was ist das Geheimnis deiner Ruhe und Gelassenheit?“ fragten die Schüler. Sagte der Meister: „Aus dem Herzen kommendes, uneingeschränktes Kooperieren mit dem Unvermeidlichen.“
(Zit. Anthony de Mello)
3) „Jede Gelegenheit, sich zu verändern, ist eine Gelegenheit, die Welt zu verändern.“
Aus dem Kopf
“Kopfbewohner” oder: Wer bestimmt dein Denken?
Wie du die Feindschaft gegen dich selbst mit Spaß und Leichtigkeit in Freundschaft verwandelst. Hat dein Problemverursacher die Hauptrolle auf der Bühne deines Lebens (in deinem Gehirn) übernommen, oder lässt du zu, dass ein anderes Wesen sich ins Scheinwerferlicht rückt?
TYRANN: Du dummer Tölpel
UNHEILVERKÜNDER: Nun kommst du zu spät und keiner mag dich mehr, du wirst ausgeschlossen.
VERBITTERTE JAMMERER: Wenn du nur gestern schon daran gedacht hättest, dann…
TEUFEL: Siehst du! Du wirst im Irrenhaus enden, du vergisst schon solche Dinge.
MASSLOSE ÜBERTREIBER: Du machst nie etwas richtig.
TADLER: Die anderen sind schuld! Sie hätten die richtige Handlung setzen sollen.
Gehören einige dieser Unholde zu der Truppe deiner “Kopfbewohner”? Wenn ja, ist es sehr traurig für dich. Niemand hat es verdient, dass ihm solche Bösewichter ein Durcheinander im Kopf anrichten. Diese Stimmen fügen dir Verletzungen zu, lassen dich chronisch traurig, wütend, ärgerlich oder beschämt fühlen. Deine Auseinandersetzungen mit diesen Bösewichtern können dich in ständiger Anspannung halten und deine Fähigkeiten zu denken und zu handeln verhindern.
Hättest du Lust, deine Bösewichter hinauszuschmeißen?
Fertige eine Liste an von den Bösewichtern, die du wahrnimmst am Morgen, Abend und während des Tages z.B.
1. Name: ANGSTMACHER Lieblingstirade: Was wäre, wenn (niemand die Idee gut findet) (aus der Warze Krebs wird) (mein Partner nicht um 20:00 zum Essen kommt)?
Körnchen Wahrheit: Vielleicht tun andere nicht das, was ich will, und ich kann die Zukunft nicht bestimmen.
Unterschwellige Botschaft: Habe Angst vor der Zukunft.
Kostüm: Altmodisches Spitzenkleid und enges Korsett.
Erscheinung: Ungekämmtes Haar, ringende Hände.
2. Name: BÖSE HEXE Lieblingstirade: Du bist ein Miststück!
Körnchen Wahrheit: Keine
Unterschwellige Botschaft: Hasse dich selbstKostüm: Hexe in dem Stück:
„Der Zauberer von Oos“. Erscheinung: Gehässig, todbringend, so wie jene Hexe
3. Name: NÖRGLER Lieblingstirade: Warum machst du nie (deine Steuererklärung) (deine Wäsche) (deine Diplomarbeit)?
Körnchen Wahrheit: Ich erledige für mich wichtige Aufgaben nicht.
Unterschwellige Botschaft: Fühle dich schuldig wegen der Vergangenheit und habe Angst vor der Zukunft.
Kostüm: Pastorengewand mit langem, abgewetztem schwarzem Talar. Erscheinung: Langes, mageres, sorgenvolles Gesicht
4. Name: SCHARFRICHTER Lieblingstirade: Das hast du falsch gemacht. Du hast dich zum Narren gemacht.
Körnchen Wahrheit: Unter Druck stelle ich mich manchmal ungeschickt an. Unterschwellige Botschaft: Fühle dich schuldig und schäme dich wegen deiner Vergangenheit.
Kostüm: Richterrobe, gepuderte Perücke Erscheinung: Dick, mit rotem Gesicht
5. Name: ALLESWISSER Lieblingstirade: Was du tun solltest, ist….
Körnchen Wahrheit: Ich kann einiges nicht, was ich mir zu tun auferlege. Unterschwellige Botschaft: “Fühle dich dumm.
Kostüm: “Pummelchen Erscheinung: Eierkopf
Bist du willens, deine Versuche aufzugeben, die Gefühle, Gedanken und Handlungen anderer Menschen zu beeinflussen? Willst du aufhören, ein Bösewicht zu sein? Wenn ja, besteht der einfachste Weg darin deine öffentlich sichtbaren Unholde kennen zu lernen und zuzugeben, dass sie wirklich ein Teil von dir sind. Denn in der Vergangenheit hast du dich selbst angegriffen, weil du andere angegriffen und herabgesetzt hast. Doch diesmal kannst du Spaß dabei haben, deine Schurken-Ichs zum Schrumpfen zu bringen. Lege ein Nationalmuseum der merkwürdig vertrauten Schurken/Tiere oder was dir sonst einfällt an. Setze deinen Namen in goldenen Lettern über den Eingang. Das Museum gehört dir! Kaufe dir Popcorn oder Erdnüsse und gehe hinein. Dort, in dem ersten winzigen, goldenen Käfig ist eine vor Angst schlotternde Maus. Schau sie dir aufmerksam an. Schau, wie sie sich versteckt und vor den tausend Schrecken der Zukunft zittert. Und höre ihr Piepsen: “Er/Sie muss sich Sorgen machen wegen der Prüfung! Er hat seine Hausaufgaben nicht gemacht.” Und plötzlich wird vor deinen Augen aus diesem furchtsamen Mäuschen eine zähnefletschende Katze: “Sofort ins Haus mit dir, mache deine Hausaufgaben! Willst Du dein Leben lang ein Versager sein?” Und im nächsten Käfig ist eine Meckerziege: „Warum füllst du auch nie den Benzintank, verdammt! Jetzt schau dir an, was du mir angetan hast! Wegen dir bin ich zu spät gekommen!” Wende dich am Ende des Flurs nach links. Dort ist in einem abgelegenen Käfig das Stachelschwein. Es denkt, es hätte gern viele Freunde, aber keiner wagt es, ihm nahe zu kommen. Wenn sie es doch tun, werden sie noch im gleichen Moment die Schärfen seiner Stacheln zu spüren bekommen. Es sagt: “Ich sage dir dies nur zu Deinem Besten”, und “Es ist ein hübsches Kleid, Liebling, aber musst du wirklich Rot tragen? Es passt doch nicht zu deiner Haut.” Höre auf das Heulen der Wölfe. Sie tun so, als wenn sie wehklagen: “Warum tut nie jemand was für mich!” Klagende Wölfe merken sich alles, was andere zu tun versäumen, so wie den Rasen mähen oder das Waschbecken zu säubern oder an den Geburtstag zu denken.
Sie beklagen sich über alle Leute, die sie zu Hochzeits-/Geburtstagsfeiern einladen oder nicht einladen, oder keine Dankeschön-Briefe schreiben. Sie heulen: “Du machst nie etwas richtig!” Neben den Wölfen ist ALLESWISSER, die Eule: Schau, wie sie dich blind anstarrt, während sie sagt: “Das einzige, was ihr alle braucht, ist, mir zuzuhören.” Die meisten Tiere hören nicht zu. Sie beachten das PIEKSENDE STACHELSCHWEIN, KLAGENDE WÖLFE oder die ALLESWISSER EULE nicht. Nur das sentimentale, von Schuldgefühlen geplagte, kleine Schwein im nächsten Käfig hört zu. Es ist das ARME JAMMERSCHWEIN. Es versucht, alles zu tun, was die Bösewichter ihm auftragen, aber sie sind nie zufrieden. Das ist eine Regel bei allen Bösewichtern, ob öffentliche oder private. BÖSEWICHTER SIND NIE ZUFRIEDEN! Und deswegen weint das Schwein. Nachdem es eine Weile so geweint hat, wird es seinerseits zum Bösewicht. Es heult: “Ich bemühe mich doch so!”, “Du beachtest mich nie!” “Es wird dir schon noch Leid tun, wenn ich nicht mehr da bin!” Jeder, der das ARME JAMMERSCHWEIN hört, soll sich traurig und sehr schuldig fühlen. Einige Leute fühlen sich allerdings ärgerlich und gelangweilt.
Wie schaut dein Museum aus? Theater haben nur begrenzte Spielzeiten.
Nach Auflistung deiner Bösewichter kannst du dich zurücklehnen und deine Liste betrachten. Du kannst sehr stolz darauf sein, diesen Kreaturen aufzuspüren, die dich seit Jahren verwirrt haben. Wenn du die Körnchen Wahrheit noch einmal durchliest, findest du einige, die wichtig für dich sind? Falls du oft etwas vertrödelst, was erledigt werden muss, etwa deine Steuererklärung, hat dein dich Quälen offensichtlich keine Verhaltensveränderung bewirkt. Ob du’s glaubst oder nicht, die durch deine „Kopfbewohner“ hervorgerufene Quälerei, lässt dich gerade am Trödeln festhalten. Wie kannst du dir helfen? Denkst du: “Ich habe schon hundertmal versprochen, mit der Schlamperei aufzuhören?” In der Vergangenheit waren deine Versprechungen geheime Botschaften für deine Schurken, dich zu verfolgen. Das ist das unglückliche Lebensdrama eines Trödlers. Doch diesmal kannst du, wenn du willst, Pläne machen, anstatt Versprechungen. Du kannst Verantwortung für dein Leben übernehmen. Vielleicht entschließt du dich, jemand anderen für die Arbeit , die du hasst, anzuheuern. In jedem Fall hörst du auf, dich fertigzumachen. Nachdem du die Körnchen Wahrheit gründlich geprüft hast, beschäftige dich mit den unterschwelligen Botschaften. Bist zu bereit aufzuhören, an sie zu glauben? Dann merke dir: Die Vergangenheit ist vorbei. An deiner Vergangenheit zu leiden, verändert nichts zum Guten. Die Zukunft ist eine Erfindung deiner Vorstellung. Die Gegenwart ist jetzt. Du kannst das Beste aus ihr machen. JETZT! FANGE AN ZU HANDELN! LASSE DICH AUF NEUE ERFAHRUNGEN EIN, HABE FREUDE DARAN UND LERNE DARAUS!
Das innere Kind
Im Leben des Kindes gibt es besondere Phasen der Empfänglichkeit, in denen sich der existentielle Moment der Empfängnis besonders stark vergegenwärtigt. Sie sind vorübergehend und dienen jedes Mal dem Erwerb einer bestimmten Fähigkeit. Als Erwachsene haben wir der Frage nachzuspüren, ob sich auch das Kind in uns vor einer früheren Schwelle verbirgt, und wenn ja, vor welcher. Zu ihr führt die Spur des verborgenen „göttlichen“ Kindes. Hier liegt die Verheißung unserer Lebendigkeit.
Schellenbaum nennt solche Schwellen „Energieklippen“, weil die Lebensenergie an ihrem Ort entweder sich beschleunigend, nach vorne in die Strukturierung einer neuen Selbstgestalt schießt oder ohne Ausweg gestaut wird.
Wenn wir im Laufe einer sensiblen Periode – vor einer Energieklippe – das Kind aus dem Gefühl verloren haben, entsteht Abhängigkeit. Die Wahrnehmung von Lebensimpulsen verflüchtigt sich. An die Stelle tritt Instinktlosigkeit für den eigenen Lebensplan, für das jetzt Angezeigte und von innen her Geforderte.
Dann fühlen wir uns auf äußere Wegweiser angewiesen und verlieren uns in übermäßiger Anpassung an sie.
Statt kindlich zu bleiben, werden wir unselbständig und bedürftig. Da wir unsere Beziehungsperson unbedingt brauchen, müssen wir sie manipulieren und kontrollieren. Um jeden Preis wollen wir sie behalten/besitzen. Zur Manipulation sowie Kontrolle der anderen sind uns viele Mittel recht: Wut, Vorwürfe, Anklagen, Schmollen/Trotz, appellative Resignation, Moralpredigten, Rechtfertigungsversuche, Umsorgen, Anpassungsbereitschaft, Verleugnung, Verdrängung, Selbsterniedrigung etc.
Unser Abhängigkeitsspiel funktioniert nur, wenn die anderen mitspielen, d.h. sich ebenfalls von uns abhängig machen, etwa von unserer Bedürftigkeit und Ohnmacht, um sich selbst – stark und mächtig zu fühlen.
WOHLVERSTANDEN: Es ist nicht das Kind in uns, das abhängig ist und die Co-Abhängigkeit der Bezugsperson braucht, sondern der „Erwachsene“ in seiner Verlorenheit ohne das Kind: ohne das differenzierte Gespür für die „wahre“ Empfindung, ohne Instinkt für das, was ihm Not und wohl tut, also ohne das, was uns in Kontakt mit gesunden Kindern so befreiend zum Gefühl und zum tieferen Wissen über uns selbst bringt.
Wir haben die Tatsache vergessen, dass wir das Kind zurückgelassen haben und somit auch die Umstände, unter denen dies geschah. Auch das Wissen ging uns verloren, dass das verborgene Kind, das wir tot glauben, heil und unversehrt ist: Zu seinem eigenen Schutz musste es zurückbleiben, und erweist sich gerade in seiner notwendigen Verborgenheit als das ewige, mächtige, göttliche Kind, als intakte, wenn auch im Moment nicht verfügbare Entwicklungsinstanz.
ABHÄNGIGKEITEN: Die Eigenarten der Abhängigkeiten ergeben sich aus den verschiedenen Entwicklungsstadien, in denen die Abhängigkeiten und somit der Verlust des existentiellen Moments der Empfänglichkeit eingesetzt haben, sowie aus den Besonderheiten des Familiensystems. Die erste Auswirkung von Abhängigkeit bezieht sich auf das Gefühl völliger Bedürftigkeit, Hilflosigkeit und Ohnmacht auch in Situationen, in denen die Fähigkeit zu deren Bewältigung durchaus vorhanden und Eigenverantwortung und Tatkraft gefordert wären. Bleiben wir in der Trotzphase (anal), in deren Reaktionsweisen stecken, dann machen wir uns von den Menschen abhängig, gegen die wir uns wehren: Unser ganzes Fühlen, Denken, Planen ist auf sie fixiert. In der Abwehr sind wir im gleichen System gefangen wie sie. In zwanghafter Hartnäckigkeit, hartnäckigen Vorwürfen, hartnäckiger Verfolgung der Eltern, scheinbare Unabhängigkeit, etc., dies allerdings ohne klare „Erwachsen-Energie“, welche vor allem innere Auseinandersetzung fordert, dank der sich die infantile Anspruchshaltung schließlich in innere Bereitschaft zu Abschied, Freiheit und Aussöhnung wandeln könnte: „Mensch in der Beziehung und zum Jetzt“.
Verachtung dient der Abwehr der unerwünschten Gefühle. Diese führen ein Schattendasein in der Einsamkeit. Das Kind in seiner emotionalen Frische und Direktheit sowie Lebendigkeit wartet in der Verbannung. Abgelehnte Gefühle wie Neid, Schmerz, Scham über die unbeantwortete Werbung um den gegengeschlechtlichen – wie die Insuffizienzgefühle in der Rivalität mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil und vor allem die narzisstische Wut über die Nichtverfügbarkeit des Objektes.
Erleben wir später, in welcher Begegnung auch immer, das gleiche quälende, zersetzende Gefühl von Verachtung, so können wir davon ausgehen, dass wir gerade von dem Menschen geliebt werden wollen, den wir verachten. Allerdings merken wir dies nicht, weil wir uns dieser Bedürftigkeit wegen selbst verachten und auch diese Selbstverachtung verdrängen. Die Kenntnis dieser Zusammenhänge reicht nicht aus, um wieder in den Kontakt mit dem „heilen“ Kind in uns, zu treten. Diesem ist die Verachtung fremd, weil sie kein ursprüngliches Gefühl bedeutet, sondern der Abwehr der momentan stärksten wahren Empfindung dient. Taucht die narzisstische Verachtung in einem Spontanritual auf, macht sie früher oder später dem Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit Platz.
SUCHT-ABHÄNGIGKEIT: Der süchtige Mensch sucht die Flussqualität kindlicher Existenz nicht auf dem geduldigen inneren Weg kontinuierlichen Spürbewusstseins, sondern durch die Übersprungshandlung eines Raubes. Er versucht, des „heilen“ Kindes und seines natürlichen Flusses habhaft zu werden, indem er durch künstliche z.B. chemische Mittel die Entfremdungen, Erstarrungen, Verkrampfungen und zwanghaften Verstrickungen der Erwachsenenwelt vorübergehend auflöst. Eben darin zeigt er seine übermächtige Abhängigkeit von dieser. Je mehr er die künstliche Verflüssigung sucht, desto mehr macht er sich zum abhängigen Opfer, nicht nur vom süchtigen Rausch, sondern auch von der Welt, die das Kind verstoßen hat.
Bei Drogensüchtigen zeigt sich dieser Widerspruch augenfällig darin, dass sie von eben dieser Welt Sozialhilfe in Anspruch nehmen, vor der sie flüchten. Das Wort „Sucht“ wird irrtümlich volksetymologisch mit dem Wort „suchen“ in Verbindung gebracht. Sucht bedeutet einen Raum der Krankheit, der Abhängigkeit offenbart. Es hat den gleichen Wortstamm wie das Wort „siech“ und bedeutet „krank sein“. Solange das „heilige“ – „heile“ – Kind verborgen bleibt, ist der süchtige Mensch anlehnungsbedürftig statt bezogen, lenkbar statt verbunden, ungeduldig statt kreativ, gereizt und missgelaunt statt in der wahren Empfindung. Woraus besteht diese Empfindung? Zunächst die Empfindung unerträglicher Leere. Die innere Leere auf welche Weise auch immer zu füllen, ist ja das Ziel jeder Sucht.
Um Leere zu vermeiden, tun die Menschen viel: Nicht hinsehen, nicht fühlen – sie arbeiten zuviel, sie essen, trinken zuviel, sie rauchen, nehmen Tabletten, sehen fern etc.. Das mangelnde Einverständnis in die eigene Geburt bedeutet auch, sich der Mit- und Umgestaltung der Welt zu verweigern.
THERAPEUTISCHE REGRESSION hat die Funktion die spürbewusste Ekstase zu fördern, diese sorgt von alleine dafür, dass die Regression nicht weiter als nötig zurückgeht d.h. sicher nicht weiter, als das Spürbewusstsein reicht. Der existentielle Moment der Empfängnis erfordert nicht eine möglichst weitgehende Regression, sondern ungeteiltes Dasein. Die im Wesentlichen unverstellte direkte Wahrnehmung der eigenen Wirklichkeit wird nun möglich. Dann liegt unser einziger wirksamer Schutz in der Wahrhaftigkeit unseres Selbstausdruckes. Dessen Ausstrahlung schafft eine unsichtbare, dichte „Persönlichkeitsschicht“ um uns herum, in die Fremdes nicht so leicht eindringt. Die spürbewusste Regression strukturiert sich selbst.
ERWACHSENE „LEBENSWEISHEITEN“ VERINNERLICHEN ODER DES KINDES INNEWERDEN
Das Sanskritwort für das deutsche Wort – Erleuchtung bedeutet wörtlich übersetzt Erwachen. Erleuchtung meint im Buddhismus Wahrnehmung ohne Schleier der Maja, ohne Verschleierung Erwachen im reinen Geschehenlassen. Es gibt ein Gesetz auf dieser Weit, das vielleicht grausam, doch vielleicht auch sehr weise ist und zwar, dass etwas dann geschieht, wenn man sich nicht mehr wünscht, dass es geschehen soll. Dieses Gesetz ist Ausdruck unseres Erlebens im existentiellen Moment der Empfängnis. „Berufung“ ist der theologische Begriff/Ausdruck für Individuation, d.h. Selbstwerdung als einzelner.
ANGST als Begleitemotion eines Entwicklungsschrittes – Angst als beengende, Lebenshemmende innere Macht . Viele so genannte Lebensweisheiten sind aus einer solchen Angst, die zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen führt, geboren. Diese Angst führt zu übermäßiger Vorsicht, die weit über das hinausgeht, was von schwierigen Übergangssituationen her geboten ist – „Lieber nicht leben als Schmerz erleiden“. Nun gehören Schmerz, Abschied, Trauer und Tod, Enttäuschung und Kränkung zum menschlichen Leben in seiner natürlichen Begrenzung. Angst will Leiden bannen – und bannt das ganze Leben.
Alles was das Kind an unpassenden Haltungen, Reaktionen, Auffassungen des Erwachsenen verinnerlicht, tut es aus Angst, deren Liebe und Schutz zu verlieren. Das „göttliche“ Kind dagegen, hat als wichtigste Eigenschaft unerschrockene Bereitschaft, sich dem Leben auszusetzen und das Nötige durchzustehen.
Das seelische Moment aktiver Empfänglichkeit, zu dem das Einstimmen mit eigenem Tun in das Empfangende, d.h. in das als Lebenssignal/-impuls Wahrgenommene gehört, ist bei ihnen der Verknöcherung und Verpanzerung aus Angst gewichen.
INDIVIDUATION: Die zweite Geburt im Erwachsenen hat direkte Bedeutung wie die Entstehung der Urzelle (Spermien- u. Eizellen-Verschmelzung), nämlich das Empfangen des eigenen Lebens. In der Entstehung der Urzelle ist dieses Empfangen biologischer, in der 2. Geburt existentieller Art. Deshalb ist der biologische Moment der Empfängnis das prägende Urmuster für den existentiellen Moment der Empfängnis. Die zweite Geburt ist Vollzug des in der biologischen Entstehung der Urzelle Grundgelegten (Potential).
Die Spur des verborgenen „göttlichen“ Kindes (Schellenbaum) bleibt für uns immer eine bloße Spur. Selbst in der buddhistischen Lehre besteht der Sinn der Wiedergeburt nicht darin, in vielen Leben alles Menschenmögliche auszukosten, sondern frei zu werden vom Gesetz von Ursache und Wirkung zugunsten des Eingehens ins Nirwana, d.h. wörtlich in das Erlöschen der Lebensgier. Diese wurzelt in der Revolte gegen die natürliche Begrenztheit. Ihr Erlöschen, ermöglicht eine Flussexistenz, in der wir nicht mehr diesem oder jenem anhaften. (tabu = im polynesischen bedeutet „heiliger Ort“ = innerer Raum/Stille)
Hermes, griech. Gott und Heiler = Chiron der 1. verwundete Arzt u. Heiler. Als männlicher, phallischer Gott betont Hermes die zur Rettung des (göttlichen) Kindes benötigte Aktivität, das Eindringen in gefährliche Zonen, an deren Grenzen wir Gefahr laufen, von Passivität gelähmt zu werden. Zentriert im existentiellen Moment der Empfängnis, stimmen wir zeugend in das Empfangende ein. Dieses Paradoxon erhellt sich aus dem Spürbewusstsein – in ihm sind Wahrnehmen und Wahrgeben untrennbar verbunden, und keines kommt vor dem anderen. Da Spürbewusstsein leibliches/körperliches Spüren ist, dieses sich jedoch nur im lebendigen Austausch von Nehmen und Geben ereignet, bedeutet spürbewusstes Dasein sich gleichzeitig empfangendes und zeugendes Dasein.
Der Gang in die Einsamkeit und Absichtslosigkeit, in den Verzicht auf Gebrauchsanweisungen und Rezepte lässt das Kind in uns gedeihen. Unser Tun/Handeln wird nur dann schöpferisch, wenn es sich nicht nach äußeren Wertmaßstäben und Erfolgsmodellen richtet. Folgen wir einem spürbewusst wahrgenommenen Energiesignal, so erleben wir die Freiheit des Ursprungs in einer Atmosphäre von Erleichterung, Stimmigkeit und Sinn.
Einfach zum Nachdenken
EINBRUCH IN DIE FREIHEIT
Achtsamkeit ist nicht das gleiche wie Konzentration. Konzentration ist Ausschließung. Achtsamkeit, die umfassendes Gewahrsein ist, schließt nichts aus. Achtsamkeit bedeutet rückhaltlos hinschauen, mit voller Aufmerksamkeit, mit ganzem Sein, mit allem, was an Ihnen ist, mit Ihren Augen, Ihren Ohren, Ihren Nerven. Sie werden mit vollkommener Selbsthingabe beteiligt sein, und dann ist kein Raum mehr für Furcht vorhanden, kein Raum für Widerspruch, dann ist kein Konflikt mehr möglich. Ein solcher Zustand der Aufmerksamkeit ist geballte Energie. In diesem Gewahrsein reagiert Ihr ganzes Wesen augenblicklich.
In der Konzentration nehmen wir weder die äußeren noch die inneren Dinge wahr. Wir sind auf eine Vorstellung, Aufgabe, ein Ziel, Funktion fokussiert. Mangel an Achtsamkeit kommt daher, dass wir so sehr mit uns beschäftigt sind, mit unseren nichtssagenden kleinen Problemen, unseren Gedanken, unseren Vorstellungen/ Bildern, unseren Vergnügungen, Plänen und ehrgeizigen Bestrebungen, so dass wir nicht unbefangen sehen können – und doch sprechen wir sehr viel über Bewusstheit.
Einen Menschen mit all seinen Schwierigkeiten zu verstehen suchen, heißt: Sie müssen Ihre ganze Aufmerksamkeit, die ein unmittelbares Gewahrsein ist, dafür hingeben. Und Sie können das nur tun, wenn Ihnen daran etwas liegt, wenn es Ihnen zutiefst um das Verstehen zu tun ist, dann geben Sie Herz und Geist daran.
Verstehen ist kein intellektueller Prozess. Wissen ist ansammeln, in der Vergangenheit sein, beladen sein von Erinnerungen, Erfahrungen! Wissenschaft ist ansammeln und in Erinnerung behalten und es wäre töricht immer wieder von Vorne zu beginnen.
Im psychologischen seelischen Bereich hingegen lernen Sie sich selbst immer nur in der Gegenwart kennen, während das Wissen immer der Vergangenheit angehört. Aber wenn sie jederzeit lernen, in jeder Minute lernen – wenn Sie lernen, während Sie beobachten, lauschen, während Sie sehen und handeln; dann werden Sie finden, dass das Lernen eine ständige Bewegung ohne Vergangenheit ist. Lernen erfordert eine große Sensitivität.
Sie sind aber nicht einfühlsam, wenn sie eine Vorstellung haben, die der Vergangenheit angehört und die Gegenwart beherrscht. Dann ist der Geist/Verstand nicht mehr lebendig, geschmeidig, wachsam; nicht einmal körperlich – die dem Organismus innewohnende Wachsamkeit wird abgestumpft. Wie soll der Geist wach, empfindsam, klar sein, wenn der Organismus träge und schwerfällig ist? Wir mögen in gewissen Momenten, die uns persönlich berühren, sensitiv sein; um sich aber in alle Verflechtungen des Lebens einfühlen zu können, darf es keine Trennung zwischen Körper und Seele geben – sie sind in ihren Regungen ein Ganzes. Um etwas zu verstehen, müssen Sie damit leben, Sie müssen es beobachten, seinen ganzen Inhalt, seine Natur, seine Struktur, seine Strebungen kennen. Um uns selbst zu verstehen, bedürfen wir auch großer Demut. In dem Augenblick…
- indem Sie etwas erreicht haben, verlieren Sie Unschuld und Demut
- da Sie sich gedanklich festgelegt haben oder aus Ihrem Wissen heraus anfangen zu prüfen, ist es mit dem Lernen vorbei;
denn dann deuten Sie alles Lebendige nach alten Begriffen. Wenn Sie hingegen keinen Rückhalt haben, wenn keine Sicherheit da ist, keine Zweckerfüllung, dann haben Sie die Ungebundenheit zu schauen und zu schaffen. In dieser Freiheit ist alles neu.
WUNSCH UND WILLE
Dem „Wunsch“ verdankt der „Wille“ die Wärme, den Inhalt, die Einbildungskraft, das Spielerische, die Frische und den Reichtum. Der „Wunsch“ verdankt dem „Willen“ die Selbsterneuerung und die Reife. Der „Wille“ schützt den „Wunsch“ und ermöglicht es ihm weiter zu existieren, ohne zu große Risiken einzugehen. Aber ohne „Wunsch“ verliert der „Wille“ seine Vitalität und Lebensfähigkeit und ist in Gefahr, sich in Widersprüche zu verstricken. Wenn man nur „Wille“ und keinen „Wunsch“ hat, dann hat man es mit dem vertrockneten, viktorianischen, neopuritansichen Menschen zu tun. Wenn nur ein „Wunsch“ und kein „Wille“ vorhanden ist, hat man den zwanghaften, unfreien, kindlichen Menschen vor sich, der als infantil gebliebener Erwachsener zum Roboter werden kann. (zit. Rollo May aus Liebe und Wille)
Vom Denken zum Fühlen
Zum Nutzen der Körperweisheit
Der Intellekt ist etwas Schweres, Intelligenz ist ganzheitlicher. Der Intellekt ist nur geborgt, Intelligenz gehört dir selbst. Der Intellekt ist logisch, rational; Intelligenz ist mehr als logisch. Sie ist intuitiv.
Der intellektuelle Mensch lebt nur mit Argumenten. Sicher können einen Argumente bis an einen bestimmten Punkt bringen, doch darüber hinaus bedarf es der Eingebung. Selbst große Wissenschaftler, die mit dem Verstand arbeiten, kommen ab und zu an einen Punkt, an dem der Verstand nicht mehr funktioniert, wo sie auf eine Eingebung warten, auf einen intuitiven Blitz, auf eine Eingebung aus dem Unbekannten.
Und es geschieht immer: Wenn man hart mit dem Intellekt gearbeitet hat und nicht der Ansicht ist, dass der Intellekt alles ist, sondern offen ist für das, was jenseits davon ist, dann dringt eines Tages ein Erkennen durch. Es gehört nicht dir; und doch ist es deines, denn es gehört auch niemandem sonst. Es kommt aus deinem innersten Zentrum. Es sieht nur so aus als käme es aus dem Jenseits, weil du nicht weißt, wo dein intuitives Zentrum liegt.
Das Sanskrit-Wort sadhumati: Mati bedeutet Intelligenz, und sadhu bedeutet weise, zusammen also weise Intelligenz. Es gibt Menschen, die vielleicht rational sind, aber nicht vernünftig – vernünftig ist mehr als rational. Manchmal ist ein vernünftiger Mensch bereit, auch Irrationales zu akzeptieren – weil er vernünftig ist. Er weiß, dass auch das Irrationale existiert. Der rationale Mensch dagegen wird niemals einsehen, dass auch das Irrationale existiert. Er glaubt nur an die begrenzten, logischen Schlussfolgerungen.
Doch es gibt Dinge, die nicht logisch bewiesen werden können und trotzdem wahr sind. Jeder weiß, dass es sie gibt, doch niemand war jemals in der Lage, sie zu beweisen. Liebe existiert – doch niemand war jemals in der Lage nachzuweisen, um was es sich dabei handelt oder ob es sie gibt oder nicht. Und doch weiß jeder, dass es Liebe gibt. Wenn Rationalisten sich verlieben, haben sie ein Problem, denn sie fühlen sich schuldig. Doch Liebe existiert. Und niemand ist jemals mit dem Intellekt allein zufrieden, solange das Herz nicht ebenfalls erfüllt ist. Das sind die zwei Polaritäten in uns: der Kopf und das Herz.
„Intelligenz ist die angeborene Fähigkeit, zu sehen, wahrzunehmen. Jedes Kind wird intelligent geboren und wird dann von der Gesellschaft verdummt. Wir erziehen es zur Dummheit, und früher oder später macht es seinen Abschluss in Dummheit.“
Intelligenz ist ein natürliches Phänomen genauso wie das Atmen, wie das Sehen. Intelligenz ist inneres Sehen; sie ist intuitiv. Verwechsle niemals Intellekt mit Intelligenz, denn sie sind polare Gegensätze. Intellekt gehört zum Kopf; er wird einem von anderen beigebracht, er wird einem übergestülpt. Man muss ihn trainieren. Er ist geborgt, er ist etwas Fremdes, er ist nicht angeboren. Doch Intelligenz ist angeboren. Sie ist dein innerstes Wesen, deine wahre Natur. Die Intuition ist nur ein Spiegel. Sie schafft nichts, sie reflektiert das, was ist.
Intelligenz stirbt ab, wenn man andere nachahmt. Wenn man intelligent bleiben möchte, muss man aufhören, andere nachzuahmen. In dem Moment, in dem man sich bemüht, wie ein anderer zu werden, löst man sich von seiner Intelligenz, wird man dumm.
In dem Moment, in dem man sich mit einem anderen vergleicht, verliert man sein natürliches Potential. Man verliert seine Klarheit, man verliert seine Vision/Idee/Wahrnehmung. Man hat nur noch geborgte Augen, doch wie kannst du durch die Augen von jemand anderem sehen? Du brauchst eigene Beine zum Gehen, und du brauchst ein eigenes Herz.
Menschen leben ein geborgtes Leben, daher ist ihr Leben gelähmt. Diese Lähmung führt dazu, dass sie sich dumm, wertlos, fühlen – und dabei kommt niemand ohne Intelligenz auf die Welt; niemand kann ohne Intelligenz geboren werden, weil wir aus der Existenz kommen. Die Existenz ist reine Intelligenz. Wir bringen einen Geschmack, einen Duft aus dem Jenseits mit, wenn wir in die Welt kommen. Doch sofort wirkt die Gesellschaft auf dich, beginnt dich zu manipulieren, zu lehren, zu verändern, hier etwas wegzuschneiden und dort etwas hinzuzufügen, bis du jede Gestalt, jede Form verloren hast. Sie respektiert das Individuum nicht, sie zwingt alle in ein bestimmtes Muster. Vielleicht passt das Muster zufällig auf ein paar Menschen, doch die Mehrzahl fühlt sich verloren und leidet.
„Es braucht eine vollkommen neue Art von Ausbildung und Erziehung in dieser Welt.“
Ein Mensch, der zum Handwerker geboren ist, erweist sich als dumm in Mathematik, und ein Mensch, der ein großer Mathematiker hätte werden können, muss Geschichte und Handwerk lernen und fühlt sich verloren dabei. Alles steht auf dem Kopf, weil die Ausbildung nicht eurer wirklichen Natur entspricht.
Du lebst in einer Gefängniszelle – doch du kannst dich daraus befreien. Es ist schwierig, dich daraus zu befreien, weil du dich so sehr daran gewöhnt hast, sie deine einzige Identität geworden ist – doch du musst dich daraus befreien, wenn du dein wahres Wesen wirklich zurückgewinnen willst.
Was meine ich mit Rebellion? Damit meine ich, alles aufzugeben, was dir gegen deinen Willen aufgezwungen wurde, d. h. lernen. Lernen ist anstrengend, du brauchst Mut, um zu lernen. Lernen bedeutet, dass man demütig sein muss, dass man bereit sein muss, das Alte fallen zu lassen, dass man ständig bereit sein muss, Neues anzunehmen. Lernen ist ein Zustand frei von Egoismus. Und man weiß nie, wohin einen das Lernen führen wird. Man kann über einen Lernenden nichts vorhersagen; sein Leben ist unvorhersehbar. Er bewegt sich in einem Zustand des Nichtwissens. Deshalb können Kinder so wunderbar lernen. Wenn sie älter werden, hören sie auf zu lernen, weil sich das Wissen ansammelt und es einfacher ist, das Alte zu wiederholen.
Warum sich noch die Mühe machen? Es ist einfacher, dem alten Muster zu folgen, sich im Kreis zu bewegen. Doch dann setzt Langeweile ein. Dummheit und Langeweile gehen Hand in Hand. Intelligenz ist die Fähigkeit, wieder und wieder neu geboren zu werden. Die Vergangenheit sterben zu lassen bedeutet Intelligenz/Weisheit, in der Gegenwart zu leben ist Intelligenz.
Der Kopf, der Verstand, ist ein Biocomputer. Man kann darin Wissen ansammeln, und wann immer man es braucht, kann man es entnehmen. Er ist gut und wichtig für Berechnungen, für das alltägliche Leben, für den Marktplatz. Doch wenn man annimmt, dass dies das ganze Leben ist, dann bleibt man dumm. Dann wird man niemals die Schönheit von Gefühlen und den Segen des Herzens kennen lernen. Intensives Leben geschieht durch das Herz und kann nur durch das Herz wachsen. Wann immer du etwas wirklich in deinem Herzen fühlst, verwandelt es dich unmittelbar; es wird zu Handlung. Das ist das Kriterium – das Gefühl wird zur Handlung.
Da Menschen in der therapeutischen Beziehung dazu tendieren, dieselben zwischenmenschlichen Probleme zu produzieren, mit denen sie im normalen Leben zu kämpfen haben, konzentriere ich mich auf das, was im jeweiligen Augenblick zwischen dem Klienten und mir vorgeht als auf die Ereignisse seines vergangenen oder aktuellen Lebens. Indem ich die Beziehung zwischen dem Klienten und mir (oder, in einer Gruppentherapie, die Beziehungen unter den Gruppenmitgliedern) genau beobachte und wahrnehme, kann ich an Ort und Stelle aufzeigen, in welcher Weise ein Klient die Reaktionen anderer Menschen beeinflusst. Die Fähigkeit, Ungewissheit auszuhalten, ist somit eine Grundvoraussetzung meiner therapeutischen Tätigkeit.
Als Therapeutin habe ich eine doppelte Aufgabe: Ich muss das Leben der Klienten sowohl beobachten als auch daran teilnehmen. Als Beobachterin muss ich objektiv genug sein, um, soweit erforderlich, eine Leitfunktion für den Klienten übernehmen zu können.
Als Teilnehmerin trete ich in das Leben der Klienten ein und lasse mich auf eine Begegnung ein, die mich nicht nur emotional berührt, sondern manchmal auch mein Leben verändert. In dem Moment, wo ich mich voll auf das Leben eines Klienten einlasse, bin ich nicht nur denselben existentiellen Problemen ausgesetzt, sondern ich muss auch bereit sein, mir dieselben Fragen zu stellen. Ich gehe davon aus, dass Wissen/Sehen besser ist als Nicht-Wissen. Riskieren besser als Nichtriskieren und dass Magie und Illusion, so ergiebig und verlockend sie auch sein mögen, letztlich nur zur Schwächung des menschlichen Seins führen.
„Der Weg des Besseren, so es ihn gibt, erfordert einen schonungslosen Blick auf das Schlimmste“. Da ich als Therapeutin nicht weniger als die Klienten mit existentiellen Gegebenheiten konfrontiert werde, ist das in der Naturwissenschaft so unentbehrliche Postulat der unbeteiligten Objektivität für die therapeutische Arbeit nicht geeignet. Als Psychotherapeuten können wir nicht nur Wohlwollen verströmen und die Klienten dazu anhalten, energisch gegen ihre Probleme anzukämpfen. Wir können nicht sagen: „Sie und Ihre Probleme“.
Stattdessen müssen wir von uns und unseren Problemen als Menschen sprechen, denn unser Leben, unsere Existenz wird immer mit dem Tod verbunden sein. Liebe immer mit Verlust, Freiheit mit Furcht und Wachsen mit Trennung. Diese Realität teilen wir alle. Schmerz können wir nicht vermeiden, er gehört zum Leben, wir können lernen mit ihm umzugehen.
Die Freiheit des einzelnen vollzieht sich im Willen, der Triebfeder der Tat.
Für mich verläuft der Willensakt in zwei Phasen: der Wunschphase als auslösendem Moment und der Entscheidungsphase als vollziehendem Moment. Manche Menschen sind in ihren Wünschen blockiert, weil sie weder Gefühle noch ihre Körperempfindungen, noch ihre Wünsche kennen. Ohne eigene Impulse, ohne Neigungen werden sie zu Parasiten der Wünsche anderer und sie werden langweilig und lästig. Andere Menschen sind entscheidungsunfähig. Obwohl sie genau wissen, was sie wollen und was sie tun sollten, sind sie nicht in der Lage zu handeln und laufen stattdessen selbstquälerisch vor dem Tor der Entscheidung auf und ab.
Entscheidung bedeutet immer Verzicht: Jedes Ja erfordert ein Nein, jede Entscheidung bedeutet das Ende für alle anderen Optionen.
Die existentielle Isolation, eine Grundtatsache des Lebens, bezieht sich auf die unüberbrückbare Kluft zwischen dem ICH und den ANDEREN, eine Kluft, die auch in intensivsten zwischenmenschlichen Beziehungen nicht zu überwinden ist.
Diese existentielle Isolation unterscheidet sich von zwei anderen Formen der Isolation: der interpersonellen Isolation oder Einsamkeit erfährt ein Mensch, wenn ihm die sozialen Fähigkeiten oder die Persönlichkeit fehlen, die ihm erlauben, enge soziale Kontakte herzustellen.
Intrapersonelle Isolation tritt dann ein, wenn Teile des Selbst abgespalten sind, wenn z.B. die Erinnerung an ein Ereignis ihrer Gefühlsqualität beraubt wird. Die extremste Form der Spaltung, ist die Persönlichkeitsspaltung und ist relativ selten.
Da es für die existentielle Isolation keine Lösung gibt, müssen Therapeuten von falschen Lösungen abhalten. Der Versuch, der Isolation zu entkommen, kann die Beziehungen zu anderen Menschen sabotieren. So manche Freundschaft oder Ehe ist gescheitert, weil wir den „anderen“ als Schutz gegen die Isolation benutzten, anstatt uns aufeinander zu beziehen, für einander da zu sein.
Einen weitverbreiteten und ungeheuer wirksamen Versuch, die existentielle Isolation zu überwinden, stellt die Fusion dar – die Auflösung der individuellen Grenzen, das Verschmelzen mit einem anderen.
Eins der großen Paradoxe des Lebens ist die Tatsache, dass Selbstwahrnehmung Angst erzeugt. Die Verschmelzung rottet diese Angst zunächst radikal aus, indem sie die Selbstwahrnehmung ausschaltet. Man hüte sich vor der übermächtigen, exklusiven Bindung an eine Person; sie ist keineswegs, wie viele glauben, sichtbarer Beweis der reinen Liebe. Eine solche eingekapselte, ausschließliche Liebe – die sich aus sich selbst nährt und weder gibt noch sich um andere kümmert – muss zwangsläufig in sich selbst zusammenfallen.
Liebe ist mehr als ein Ausbruch von Leidenschaft zwischen zwei Menschen; zwischen Verliebt Sein und Lieben besteht ein gewaltiger Unterschied. Liebe ist eine Form des Seins, ein Geben und Nehmen und kein Sich hinein fallenlassen; sie steht in einem größeren Zusammenhang und ist nicht auf eine einzige Person begrenzt.
Es gibt nichts, was uns je widerfahren ist, das nicht auch auf unseren Körper seine Auswirkungen gehabt hätte, sei es auf heilende, sei es auf schädigende Weise.
Trotz hat für ein Kind die Schutzfunktion seiner Verletzlichkeit und Liebesfähigkeit, die Verletzlichkeit ist die Verbindung zur Wurzel der Feinfühligkeit, des Mitgefühls, der angeborenen Intelligenz und der Verbindung zur universalen Kraft.
Ein Kind weiß nicht, dass seine Bezugspersonen diesen Zugang verloren haben und nimmt die Verantwortung dafür auf sich, nicht richtig zu sein/zu machen etc. Rebellion gibt einem Kind die Hoffnung und Durchhaltevermögen, es später doch noch zum Durchbruch seines Wesens zu bringen.
Doch wenn wir erwachsen geworden sind, haben wir längst vergessen, wofür wir diese Entscheidung einmal getroffen haben und im Körper hat sich der natürliche Fluss zum affektiven Reflex entwickelt und wir gewöhnen uns daran, wir wissen nicht mehr, dass unser Körper, die Entscheidung und Lösungsmöglichkeit in Form eines Schmerzes/Lähmens bewahrt hat und sind nur noch wütend auf ihn. Wir nehmen den Schmerz nicht mehr als Helfer und Beschützer unseres Lebens wahr. Wir verachten unsere und andere verletzlichen Bedürfnisse und kämpfen gegen das Leben und für den Tod.
Bei Trauer brauchen wir ein Du, das uns tröstet, bei Wut ein Du, ein Gegenüber das hält und in Beziehung bleibt, bei Angst ein Du, das Halt, Sicherheit und Geborgenheit gibt, bei Freude ein Du, das mit uns die Freude teilt – und alle diese Handlungen können wir uns nicht selbst geben.
Zitat von Martin Buber: „Das Ich wird erst am Du zum Ich – „es ist die Begegnung, die uns zu Wachstum verhilft. Wenn der Mensch das Apriori der Beziehung nicht an der Welt bewährt, das eingeborene Du sich nicht am begegnenden auswirkt und verwirklicht, dann schlägt es nach innen. Es entfaltet sich am unnatürlichen, am unmöglichen Gegenstand am Ich; d.h. es entfaltet sich da, wo es gar keinen Ort zur Entfaltung hat. So entsteht das Gegenübertreten in sich selbst (Grübeln/Rationalisieren), das Nicht-Beziehung, Gegenwart, strömende Wechselwirkung, sondern nur Selbstwiderspruch sein kann. Der Mensch mag ihn als eine Beziehung, etwa als religiöse, auszudeuten versuchen, um sich dem Grauen des Doppelgängertums zu entwinden: er muss immer wieder das Trügerische der Deutung entdecken. Hier ist der Rand des Lebens. Ein Unerfülltes ist hier in den wahnwitzigen Schein einer Erfüllung geflüchtet; nun tastet es in den Irrgärten umher und verliert sich immer tiefer.“
Ich bin nicht absolut gegen den Intellekt. Er hat seine Verwendungsmöglichkeiten – doch sie sind begrenzt und man muss diese Grenzen verstehen. Wenn man als Wissenschaftler arbeitet, muss man den Intellekt einsetzen. Er ist ein wunderbarer Mechanismus, doch er ist nur dann wunderbar, wenn er ein Sklave bleibt und nicht zum Herrn wird.
„Der Verstand als Sklave des Bewusstseins ist ein wunderbarer Diener, der Verstand als Herr des Bewusstseins ist ein gefährlicher Meister.“
Das Ganze ist eine Frage der Betonung. Ich bin nicht absolut gegen den Intellekt – ich verwende ihn selbst, wie könnte ich da gegen ihn sein? Wenn ich ihn einsetzen möchte, setze ich ihn ein. Wenn ich ihn nicht einsetzen möchte, hat er keine Macht über mich.